Was bleibt, sind nicht nur politische und drogenpolitische, sondern auch kulturelle und urbane Erfahrungen. Was sich vor allem im Zürcher Kreis 5 abspielte, war eine für die Schweiz neue Art von sozialer Katastrophe. Alle fühlten sich überfordert: die Drogenabhängigen, ihre Familien, die Gassenarbeiterinnen und Gassenarbeiter, die sozialen Institutionen im Kreis 5, die Polizei, aber auch die Parteien und die Verwaltung. Die damaligen harten Realitäten und Widersprüche aus historischer Distanz mit Foto- und Videodokumenten in Erinnerung zu rufen, ist der Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte von Zürich. Dabei stellen sich interessante Fragen: Wie gehen die Betroffenen mit den traumatischen Erlebnissen um, wie hat sich die Drogenpolitik in Zürich über die Jahre entwickelt und vor welchen neuen Aufgaben steht der Umgang mit Drogen heute? Die Ausstellung in der Photobastei richtet sich auch an ein junges Publikum, das die offene Drogenszene der 1990er Jahre nur vom Hörensagen oder aus Filmen kennt. ZUR PHOTOBASTEI
Die in der Ausstellung gezeigten Videos konnten dank der Zusammenarbeit mit Memoriav im Rahmen des Erhaltungsprojekts «Video – ich sehe» des Schweizerischen Sozialarchivs gesichert werden.
Die Ausstellung konnte dank der Unterstützung der Stadt Zürich sowie der Else von Sick Stiftung finanziert und realisiert werden. Eine Ausstellung, kuratiert von Heinz Nigg in Zusammenarbeit mit Romano Zerbini, Gian Vaitl und Stefan Länzlinger, der die Fotografien für die Ausstellung auswählte.
Eröffnung:
Donnerstag 20. Februar 2025, ab 18 Uhr
Ausstellung:
21. Februar bis 9. März 2025
Ort:
Photobastei, 3. Stock jeweils Mi & So, 12 – 18 h; Do – Sa, 12 – 21 h, Sihlquai 125, 8005 Zürich, photobastei.ch
Heinz Nigg
Seit den frühen 1980er Jahren ist Heinz Nigg freiberuflich als Ethnologe und Kulturschaffender tätig. Seine Schwerpunkte sind soziale Bewegungen, Videoarbeit mit Gruppen, Partizipation in der Stadtentwicklung und die Darstellung von Migrations- und Mobilitätserfahrungen durch Selbstzeugnisse. Heinz Nigg arbeitet vor allem mit Porträts, basierend auf der Methode der Oral History. 2017 kuratierte Nigg für das Schweizerische Nationalmuseum die Ausstellung Rebel Video über die alternative Videobewegung der 1970er- und 1980er-Jahre in der Schweiz und Grossbritannien. Er beschäftigt sich auch immer wieder mit Medienkunst und Fotografie. Heinz Nigg lebt in Zürich.